Über den Umgang mit Gott in schwierigen Zeiten, in Zeiten der Trockenheit. Über die Treue zum Gebet, auch wenn es einem nicht danach zumute ist.
Manch einer erlebt nach einer Bekehrung eine echte Freude an Gott und Seinem Wort, Gebet wird ein Bedürfnis, man spürt Gottes Nähe und Trost …
Danach kommt aber sicher eine Zeit, in der wieder Probleme, Versuchungen, Ablenkungen so überhand nehmen, dass man meint, Gott habe sich zurückgezogen. Das Gebet gibt einem nichts mehr und macht keine Freude mehr.
Die Enttäuschung über Gott, der einen angeblich jetzt auch noch im Stich lässt, ist da groß. Viele die angefangen haben den Weg mit Gott zu gehen, geben nun auf, hören auf zu beten, suchen anderswo Trost. Dabei ist Gott traurig darüber, dass so viele nur solange bei Ihm bleiben, solange sie Seinen Trost und Seine Hilfe erfahren und erleben, und danach in Zeiten der Trockenheit aufgeben.
Es ist eigentlich traurig, wenn wir Menschen unsere Gottesbeziehung abhängig machen von unseren augenblicklichen Launen und Stimmungen, anstatt im Glauben zu wissen: Gott ist es wert, dass ich IHN anbete und IHM den ersten Platz gebe, dass ich mir Zeit nehme für IHN, ganz gleich, wie ich mich gerade fühle. Er jedenfalls hört mich und liebt mich, auch wenn ich nichts spüre und meine, mein Gebet ginge an eine glatte Wand.
Die Hl. Teresa von Avila hatte einmal nach ihrer Bekehrung und ihren schönen Erfahrungen mit Gott eine lange Zeit, in der sie keine Gotteserfahrung machte. Sie erlebte nur Versuchungen und Schwierigkeiten. Sie versuchte täglich zu beten und schrie zu Gott, aber sie verspürte kein Echo mehr. Nach sieben Jahren erschien ihr der Herr endlich wieder. Sie machte Ihm Vorwürfe: „Wo warst Du solange, als ich zu Dir schrie und vor lauter Versuchungen und Schwierigkeiten nicht weiter wusste?“ Da sagte der Herr voll Liebe zu ihr: „Ich war mitten in deinem Herzen und habe mich an deiner Treue getröstet!„.
Die Meister des geistlichen Lebens, auch der Hl. Ignatius von Loyola, empfehlen sich je nach Lebensstand und Möglichkeit, einen festen Rhythmus des geistlichen Lebens und des Gebetes anzugewöhnen. Wenn man „Zeiten des Trostes“ hat, in denen Gottes Nähe spürbar ist, kann man unter Seiner Führung (evtl. auch nach Aussprache mit seinem geistlichen Begleiter oder Seelenführer) sich so eine eiserne Ration an „Zeit für Gott“ oder „Stille Zeit“ für Gebet und Bibellesen festlegen. Wenn dann danach, wie ja immer zu erwarten ist, eine Zeit der Trockenheit kommt, in der das Gebet nur noch wie Wüstensand schmeckt und „mir nichts mehr gibt“, dann soll man erst recht in Geduld und Beharrlichkeit an dieser eingeübten Gebetszeit festhalten und durchhalten, auch wenn es länger dauert.
Dazu eine Geschichte: Zwei Frösche fielen in eine große, offene Milchkanne. Der eine war ein Optimist, der andere aber jammerte und schrie: „Wir werden hier nie wieder rauskommen und müssen ersaufen“, hörte auf zu schwimmen, streckte die Beine hoch und starb. Der andere aber sagte: „Ich gebe zu, die Sache sieht nicht gut aus, aber ich gebe deshalb noch lange nicht auf. Ich werde solange herum schwimmen und herum strampeln, bis ich nicht mehr kann.“ Tapfer strampelte er weiter, bis er an seinen Füßen eine feste Masse spürte. Ja, die Milch wurde immer zäher. Auf einmal bildete sich da ein festes Stück Butter. Er kletterte darauf und konnte aus der Kanne heraus hüpfen.
Beharrlichkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für ein fruchtbares Leben als Christ und für den christlichen Dienst.
In der Bibel lesen wir, am Anfang des Jakobusbriefes: „Ist euer Leben voll Probleme, Versuchungen und Schwierigkeiten? – Dann freut euch darüber! Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, und es wird euch nichts mehr fehlen“ (Jak. 1,2-4).
Im zweiten Petrusbrief lesen wir, dass Gott uns alles schon geschenkt hat, was wir brauchen, dass wir aber auf unseren Glauben voll Eifer weiter bauen müssen, um zu wachsen an Tugend, Erkenntnis des Willens Gottes, Selbstbeherrschung, Ausdauer, Frömmigkeit, Brüderlichkeit und Liebe. Dann wird die Trägheit und Unfruchtbarkeit weichen und wir werden Jesus als unseren Herrn immer tiefer erkennen! (2 Petr. 1,3-11). (Es lohnt sich, diese Bibelstelle zu zeichnen, mit dem Glauben als Fundament, als Stufen die anderen Wachstumsschritte, dann das Tor zum Eintritt in die Erfüllung der Verheißungen…)
Ein Gleichnis soll dies anschaulicher machen: Die Schildkröte und der Hase machen einen Langstreckenlauf. Der Hase läuft voll Eifer los, ist weit voran, läuft zickzack, lässt sich von wohlduftenen Kräutern ablenken, kennt sich nicht mehr in der Richtung aus … Die Schildkröte ignoriert die Kapriolen des Hasen, hält sich beharrlich und zielbewusst an ihr eigenes langsameres Tempo und ist am Ende als Sieger am Ziel.
Im Brief an die Kolosser betet der Apostel Paulus: „Seit dem Tag, an dem wir von eurem Glauben erfahren haben, hören wir nicht auf, inständig für euch zu beten, dass ihr in aller Weisheit und Einsicht, die der Geist schenkt, den Willen des Herrn ganz erkennt. Denn ihr sollt ein Leben führen, das des Herrn würdig ist und in allem Sein Gefallen findet. Ihr sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken wachsen in der Erkenntnis Gottes. Er gebe euch, in der Macht Seiner Herrlichkeit viel Kraft, damit ihr in allem Geduld und Ausdauer habt“ (Kol. 1,9-11).
Eine der schwierigsten Lehren für Christen heißt: Warten lernen! Gott hatte dem Abraham einen Sohn versprochen, aber Abraham musste 25 Jahre lang auf die Erfüllung dieses Versprechens warten. Abraham wird der „Vater des Glaubens“ genannt (Röm. 4,11), aber er benötigte Glauben und viel ausdauernde Geduld um Gottes Verheißung zu erfahren und anzunehmen. Ohne Ausdauer und Geduld entgehen uns die kostbarsten Gotteserfahrungen. Paulus schreibt: „Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt, damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißung sind“ (Hebr. 6,11-12).
Wenn wir beharrlich und treu im Gottvertrauen, im Gebet, in der treuen Erfüllung des Willens Gottes in unseren täglichen Pflichten und Aufgaben durchhalten, dürfen auch wir das Wort der Schrift auf uns beziehen: „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist“ (Gal. 6,9).
Wer beharrlich und treu den Weg mit dem Herrn geht, steht im Reich Gottes, wird dadurch für das Reich Satans eine Gefahr, muss damit rechnen, auch vom Bösen angegriffen zu werden, muss auch mit Verfolgung und Missverständnissen rechnen. Aber Jesus sagt uns: „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich, und folge mir nach!“ (Mt 16,24). Natürlich dürfen und sollen wir uns wehren und schützen, uns unter das kostbare Blut Jesu stellen, in Seinem Namen das Böse durch das Gute bekämpfen, und wissen: Am Ende haben wir mit Jesus den Sieg.
Jesus sagt uns: „Wer ausharrt bis zum Ende, wird gerettet werden!“ (Mt. 10,22). So sollen wir, um ausharren zu können, „festhalten an der Lehre der Apostel, an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2,42), d.h. wir wollen treu die Bibel lesen und an der Lehre der Kirche festhalten, wir wollen miteinander Gemeinschaft aufbauen und pflegen, wir wollen uns miteinander stärken und durch die Feier der Hl. Eucharistie, und wir wollen beharrlich im vertrauenden Gebet unsere stille Zeit halten und stellvertretend auch für andere für unsere Kirche, für unsere Welt „betend in die Bresche springen, um das Unheil abzuwenden“ (vgl. Jes 59,16).