Vor etwa vier Wochen kam meine junge Nachbarin ganz aufgelöst zu mir gelaufen und bat mich mitzukommen, ihr kleiner Sohn Aron, 15 Monate, hatte einen vermutlichen Allergieschock erlitten. Ich fand den Kleinen in den Armen seines Vaters, tränenüberströmt, beide verstört. Erstaunlicherweise war ich sehr ruhig, sodass ich mir ein neutrales Bild der Lage verschaffen konnte. Meiner Meinung nach war es keine lebensbedrohliche Situation für den Kleinen, lediglich das rechte Bein war gerötet, er konnte normal atmen, war wahrscheinlich „nur“ verängstigt wegen der Aufregung seiner Eltern, vielleicht hatte er auch Schmerzen in seinem Beinchen. Nach kurzer Zeit konnte ich sie alle durch gutes Zureden beruhigen, die Lage entspannte sich zusehends und zwei Stunden später besuchten uns Mutter und Sohn wieder; es schien dem Buben wieder gutzugehen. Wir vermuteten, es war vielleicht ein Ameisenbiss, der ihm die Aufregung zufügte.
Am Abend jedoch kam plötzlich der Notarzt mit Krankenwagen zum Haus unserer Nachbarn. Als er nach etwa einer halben Stunde wieder wegfuhr, lief ich sogleich voller Sorgen ins Nachbarhaus, um zu sehen, was passiert war. Der Vater des Kindes war zu Hause, Mutter und Sohn wurden ins Krankenhaus gebracht. Der Kleine konnte das rechte Bein nicht mehr bewegen. Auch ich war nun sehr besorgt und bat den Vater, uns Bescheid zu geben, sobald er Näheres wüsste. Im Hinausgehen gab ich ihm die Zusage, für Aron zu beten, er solle dies bitte seiner Frau ausrichten. Ich wusste nicht, wie er dies auffassen würde. Die junge Familie wohnt erst seit drei Monaten neben uns, wir haben ein freundliches Verhältnis zueinander, haben jedoch noch nie über unseren Glauben gesprochen. Ich hatte das Bedürfnis, dem jungen Vater mein Gebet zuzusprechen und er bedankte sich sogar dafür. Nach einer Stunde kam Entwarnung aus dem Krankenhaus, der Kleine hat eine Art Hüftschnupfen, dies käme bei Kindern öfter vor, es ist nichts Bedrohliches. Am nächsten Tag erzählte mir die Mutter des Kindes, dass sie die ganze Nacht gebetet hat. Auch konnte sie auf meine Nachfrage feststellen, wie sehr das Gebet sie beruhigt hat und sie dadurch wieder Zuversicht bekam. Ich durfte nun ein wenig kundtun von der Kraft, die ich aus meinem Glauben ziehe.
Letzte Woche nun hat sie mir die junge Mutter mit Freude mitgeteilt, sie möchten jetzt endlich ihren Sohn taufen lassen. Es hatte sich wohl bedingt durch Corona für sie nicht ergeben, eine Taufe mit der ganzen Familie abzuhalten, vielleicht war es ihnen auch noch nicht wichtig. Nun aber hat sich das gewandelt. Die Nachbarin und ich haben gestern den Gottesdienst in unserer Kirche besucht, damit sie sich ein Bild unseres Pfarrers machen kann, diese Woche will sie nun Kontakt mit ihm aufnehmen, um einen Termin für die Taufe zu vereinbaren. Halleluja!