Ein sehr gelungener Einkehrtag mit vielen authentischen Zeugnissen und einem hervorragenden Referenten, Dekan Bernhard Hesse aus St. Anton in Kempten im Allgäu, der als geistlicher Sprecher für die Charismatische Erneuerung (CE) im Bistum Augsburg verantwortlich ist, wurde uns am vergangenen 8. Oktober in der nördlichen Oberpfalz im Pfarrzentrum St. Michael geschenkt. Katrin Oppitz, erste Sprecherin der CE Regensburg, freute sich in ihrem Grußwort über die rege Teilnahme an diesem Einkehrtag der Region Nord. Bernhard Hesse, ein gebürtiger Schwabe, der Weihejahrgang 1990 ist, kennt sich im Bereich der nördlichen Oberpfalz bzw. im Stiftland durch seine Gymnasialzeit an der früheren Spätberufenenschule St. Josef Fockenfeld (bei Konnersreuth) recht gut aus. Er ließ die Zuhörer wissen, dass er sich von seiner Jugendzeit her noch gut an Wiesau erinnere, denn von diesem Bahnhof wurden die Fockenfelder Schüler einst, die per Bahn anreisten, abgeholt. In dieser Zeit des „Eisernen Vorhangs“ war die nördliche Oberpfalz in dieser Gegend quasi das Ende der Welt, am Grenzübergang bei Waldsassen sah er als Schüler noch den Schlagbaum an der damaligen Grenze zur früheren CSSR. Mit 12 Jahren spürte Dekan Hesse bereits seine Berufung zum Priesteramt. Da er den Realschulabschluss hatte, war für ihn der zweite Bildungsweg interessant, so konnte er über Fockenfeld bei den Oblaten des hl. Franz von Sales sein Abitur nachholen, sodass er das Universitätsstudium hin zum Priesteramt aufnehmen konnte. Bei Dekan Hesse, der uns an diesem Tag über so viele großartige Zeugnisse im Zusammenhang mit der Eucharistischen Anbetung erzählte, konnte man das großartige Geschenk des priesterlichen Dienstes auch spüren. Auch zwei von Hesses Priesterkollegen, Ortspfarrer Markus Nees und der geistliche Sprecher der CE des Bistums Regensburg, Pfarrer Markus Hochheimer, nahmen sich einige Zeit, um die interessanten Ausführungen von Bernhard Hesse mitzuerleben.
Für die musikalische Umrahmung mit harmonischem und erfrischendem Lobpreis sorgte am diesen Tag ein Trio um den 1. Vorsitzenden des Katholischen Evangelisationswerkes Regensburg Jörg Oppitz an der Gitarre, seine Ehefrau Katrin Oppitz mit Gesang und Horst Schönberger übernahm die „Percussion“ am Cajon. Hesse gab einen guten Überblick über die schwierige innerkirchliche Situation in unserem Land und verhehlte nicht, dass wir auch in Bayern, ja selbst auch in der Oberpfalz, wieder Missionsland sind. Die „katholische Oberpfalz“ gebe es praktisch nicht mehr so wie zu früheren Zeiten. Eine der Ursachen läge auch darin, dass viele Menschen Jesus nicht oder viel zu wenig kennen. In den letzten rund 50 Jahren habe man den Fehler gemacht, mit der Katechese „das Pferd von hinten aufzuzäumen“ und man hätte die Menschen zu wenig persönlich zu Jesus geführt bzw. evangelisiert, so seien an manchen Punkten die Freikirchen unserer Kirche voraus. Anhand einiger Erlebnisse in seiner Zeit als Kaplan und Pfarrer machte er dies deutlich. Menschen zum Gebet bzw. zur Anbetung zu führen, ist deswegen sehr wichtig. Dabei hatte Hesse aufgrund seiner vielen Erfahrungswerte auch viele praktische Tipps für die Zuhörer, wie man z.B. die Eucharistische Anbetung in der Gemeinde organisieren kann. Zudem ging er auf einige große Christen aus der Kirchengeschichte ein. Ein bekanntes Sprichwort sagt, dass Menschen erst dann bereit seien zur Veränderung, „wenn der Schmerz des Verharrens in einer Situation größer wird, als der Schmerz der Veränderung“. P. Alfred Delp SJ (1907-1945), der bekannte, mutige Jesuit, der unter der Nazi-Diktatur in Berlin-Plötzensee für seinen Glauben an Christus starb, prägte bereits bei einem Vortrag im Jahr 1941 diesen heute noch aktuellen Satz: „Wir sind Missionsland geworden. Diese Erkenntnis muss vollzogen werden. Die Umwelt und die bestimmenden Faktoren des Lebens sind unchristlich (…) Missionsland darf man nur betreten mit einem echten Missionswillen, das heißt mit einem Willen, an den anderen Menschen sich auf allen Wegen heranzupirschen und ihn zu gewinnen für Gott den Herrn.“
Im Bereich der Neu-Evangelisierung haben in diesem Bereich auch die international bewährten Alpha-Kurse bereits viele gute Früchte hervorgebracht. Hierzu gab der frühere Wiesauer Autohändler Josef Stock, ein sehr engagiertes Pfarrgemeinderatsmitglied der Pfarrei St. Michael Wiesau, ein interessantes Zeugnis über seine langjährige Erfahrung als Organisator dieser Kurse und über seine starke Gotteserfahrung, die ihm auf dem Kreuzweg im kroatischen Wallfahrtsort Medjugorie geschenkt wurde.
Hesse ging auch auf einen besonderen jungen Italiener ein. Es ist der erste seliggesprochene Jugendliche mit Jeans und Sneakern, – er galt übrigens als ein besonderer Computer-Nerd, der heute bereits als Patron des Internets verehrt wird – der selige Carlo Acutis (1991-2006), sagte schließlich: „Wenn wir längere Zeit an der Sonne sind, werden wir braun. Wenn wir aber vor Jesus in der Eucharistie verweilen, dann werden wir heilig.“ Im Anschluss konnten die Teilnehmer in der Pfarrkirche Wiesau noch zusammen mit Dekan Hesse den Gottesdienst feiern und beschenkt nach Hause gehen. Das Fazit der Ausführungen von Bernhard Hesse macht jedenfalls Mut für die Zukunft: „Jesus wird sein Land zurückerobern“.