Was bedeutet Lebensübergabe im Alltag?
Grundlage der Erneuerung im Hl. Geist ist die Lebensübergabe an Christus, verbunden mit der Bitte um den Heiligen Geist und der Bereitschaft, Ihm zur Verfügung zu stehen und Sein Werkzeug zu sein.
Dazu gehört wesentlich auch die Bereitschaft, sich ausrüsten zu lassen mit der „Kraft aus der Höhe“, dem Heiligen Geist und Seinen Charismen, wie sie im Korintherbrief (
10 einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten. 11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.
Solange man sich dem Heiligen Geist verweigert und Ihn nicht wirken lässt, kann die ehrlich gemeinte Lebensübergabe in noch so vielen Bereichen des Alltags nicht wirksam werden, und unser christliches Leben wird noch lahmen, den inneren Schwung und die innere Freude vermissen.
Die Erfahrung der „Taufe im Heiligen Geist“ (ein Ausdruck, der auch in der katholischen Theologie wieder mehr gebraucht wird, und die Erfahrung des Eingetaucht-Seins und Erfüllt-Seins mit dem Heiligem Geist andeutet, und der auch in der Mystik vorkommt) gibt ja die innere Gewissheit, vom Heiligen Geist erfüllt und erfasst worden zu sein. Wenn man die Führung durch den Heiligen Geist, etwa im Sprachengebet, an sich erfahren, die Widerstände aufgegeben und die Bereitschaft, sich immer und in allem von IHM führen zu lassen, ausgesprochen hat, kann Er uns im Alltag wirklich führen und gebrauchen zum Segen anderer.
Wie soll und kann diese Lebensübergabe im Alltag gelebt werden?
Schon im Einführungsseminar wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Lebensübergabe im Alltag zu leben, und wie sehr dazu die Speichen, die unser Lebensrad mit unserer Achse J E S U S verbinden, gestärkt werden müssen.
1. Das tägliche Gebet
Ganz gleich, wie ich mich fühle, und egal ob es mir gut oder nur schlecht gelingt, will ich treu durchhalten in meiner festen Gebetszeit, Tag für Tag. Diese feste Gebetszeit – ob kürzer oder länger – soll die Wurzel sein, um auch während der übrigen Zeit, unterwegs und bei der Arbeit, im Gebet, d. h. In der Verbindung mit Gott, zu bleiben und auf IHN zu horchen in jeder Situation und Entscheidung. Eine sehr gute Hilfe und Stütze dazu kann ein Stoßgebet sein, das ich mir angewöhne, das ich immer wieder bewusst ausspreche, wie etwa: „Jesus, ich vertraue auf Dich, sprich Du jetzt durch mich, ich bin ganz Dein.“ Ähnliches kann man je nach Situation in Abwandlung sagen… . Wenn man sich das systematisch angewöhnt, wird man immer weniger aus dem eigenen Ich heraus, aber immer mehr aus dem Horchen auf Gottes Führung sprechen und handeln, planen und entscheiden, denken und schreiben oder geduldig warten. Besonders sollte man es sich in Alltagssituationen angewöhnen kurz zu beten: jedes Mal, wenn man den Telefonhörer in die Hand nimmt, die Haustüre öffnet, eine Arbeit oder einen Brief beginnt, eine Frage beantwortet oder unterwegs von einer Aufgabe zur nächsten ist. Wenn mehr Zeit ist, kann man noch mehr beten und im Lobpreis Seines Namens evtl. auch im Geist singen oder in Sprachen beten – welch eine Wohltat und welch ein Segen für sich und andere. Mein Alltag wird so durchtränkt mit Gottes heil-machender Ordnung.
2. Orientierung an Gottes Wort
Man kann nie genug darauf hinweisen, dass die tägliche Orientierung an Gottes Wort in der Bibel zum täglichen Brot des lebendigen Christen gehört. Schon der hl. Hieronymus sagt: „Unkenntnis der Heiligen Schriften ist Unkenntnis Christi“, und drängte damals seine Zeitgenossen dazu, täglich die Heilige Schrift betrachtend zu lesen. Papst Leo XIII. sagte 1897 in einem Rundschreiben eindringlich, dass jeder Katholik täglich wenigstens eine Viertelstunde betrachtend und betend in der Bibel lesen sollte. So lernt man Gottes Ideen und Ansichten kennen. Was einen besonders anspricht, kann man unterstreichen, dann kommt es später wieder und man findet es leichter. Was besonders wichtig und hilfreich erscheint, sollte man auch auswendig lernen oder auf eine Karte schreiben und es sich so vor Augen halten, um es im Tun einzuüben. (Wort des Lebens, eine hilfreiche Art, die auch die Fokolare-Bewegung empfiehlt). Worte Gottes sind ja Trost, Ermunterung, Belehrung oder Weisung für unseren Alltag, sind also die besten Orientierungshilfen auf unserem Lebensweg.
3. Christliche Brüderlichkeit in christlicher Gemeinschaft
Christentum kann man nicht allein leben. Jesus hat eine Kirche gegründet auf das Glaubenszeugnis des Petrus hin: „…und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ Zur Lebensübergabe an Christus, im Alltag gelebt, gehört also das bewusste JA zu Seiner Kirche, gehört die Solidarität mit ihr auf all ihren Ebenen: Ja zum Papst und seinen Weisungen im Bereich des Glaubens und der Sitte, ja zum Bischof, ja zur Pfarrgemeinde und zur Solidarität mit ihr und dem Pfarrer, selbst bei zuweilen berechtigter Kritik in manchen Nebenfragen. Unsere Lebensübergabe an Christus bedeutet auch, dass wir Jesu Angebot Seiner Hingabe und Seiner Gegenwart in den Sakramenten der Kirche bejahen und dankbar und treu annehmen. Darum begegnen wir dem vergebenden Erlöser in Seiner Kirche immer wieder im Sakrament Seiner verzeihenden Barmherzigkeit, in der Beichte. Darum halten wir treu fest an der Mitfeier der heiligen Messe, wenigstens an jedem Sonn- und Feiertag, und holen uns in der Vereinigung (Kommunion) mit IHM wieder die Kraft, mit IHM im Alltag zu leben. Schon in der Urkirche war die sonntägliche Eucharistiefeier das wichtigste einigende Band mit Christus und untereinander, so sehr, dass z. B. in Nordafrika, wo die Christen zwar privat glauben, aber nicht zur Eucharistiefeier zusammenkommen durften, diese lieber in den Tod gingen als auf die Sonntagsmesse verzichten, indem sie sagten: „Wir können nicht als Christen leben, ohne den Tag des Herrn mit IHM und miteinander zu feiern!“ Die treue regelmäßige sonntägliche Messfeier ist und bleibt also das Mindestmaß unserer Gemeinschaft mit Christus und untereinander in Seiner Kirche.
Da aber unsere Gemeinden oft zu groß und unübersichtlich und ihre Mitglieder auch untereinander zu wenig bekannt und brüderlich verbunden sind zur Einheit und Gemeinschaft christlicher Liebe, ist die Eingliederung in eine kleinere, überschaubare Gruppe oder Zelle oder Hauskirche nach dem Modell der Urkirche wirklich erstrebenswert. (Vgl. Lehrbrief: Christentum ist Gemeinschaft.) Das treue engagierte Mitwirken in einem Gebetskreis, einer Weggruppe oder einer anderen christlichen Gemeinschaft ist darum dringend notwendig.
4. Unser Dienst
Wenn ich mein Leben Jesus übergeben habe, um Seinen Geist zu erfahren, und mich Ihm zur Verfügung gestellt habe, halte ich auch die Augen offen, um zu sehen, was Gott von mir erwartet. Seine Charismen (Gnadengaben) sind ja Dienstgaben für andere zum Aufbau des Leibes Christi. Ich entscheide nicht mehr selbst, was ich egoistisch nach meinen Launen tun möchte, sondern orientiere mich an Seinen Geboten, an den Weisungen Seiner Kirche, an Seinem Wort in der Bibel und im horchenden Gebet. Und dann tue ich das, gemäß Seinem Willen, mit der Kraft und den Gaben, die Er mir gibt. Evangelisation und soziales Engagement, allein oder als Gruppe mit anderen kann eine Weisung von Gott sein.
Praktische Hinweise und Anregungen, wie Gottes Herrschaft in unserem Leben zunehmen kann
1. Alles einem klaren Ziel unterordnen
Gott hat Pläne und Ziele. Ich will Gottes Ziel erkennen und zu meinem Ziel machen, und alle Bereiche meines Lebens darauf ausrichten. Darin finde ich Erfüllung und Glück für mein Leben, und alles hat seinen Sinn. Eine dreifache Gliederung kann unser Ziel klarer erläutern:
a) Das klare, verbindliche Ziel für jeden Christen.
Gemeinschaft mit Gott durch Jesus, und Gemeinschaft untereinander.
b) Die persönliche Berufung, die nach Gottes Plan und Ruf, Fügung und verliehenen Geistesgaben, nach Lebensumständen und Familienstand recht unterschiedlich sein kann und die Rolle in Familie und Beruf, in Kirche und öffentlichem Leben prägt. Da gilt es, Gottes Plan und Willen als klares Ziel zu sehen und treu anzustreben.
c) Im Rahmen des allgemeinen Zieles und der persönlichen Berufung gibt es noch genügend Freiraum, in dem wir uns selbst Ziele setzen dürfen. Auch da sollte man im Gebet sich Weisheit erbitten wie Salomo
2. Prioritäten
Wir erkennen allmählich immer mehr Gottes Ziele in den verschiedenen Lebensbereichen. Wir stellen nüchtern fest, dass wir das alles nicht auf einmal erreichen können. Wir setzen Prioritäten nach dem, was Vorrang hat nach biblischen Maßstäben. Dabei darf keiner dieser Bereiche zu kurz kommen: Beziehung zum Herrn, Familie, Beruf, Gemeinde. Jedes Ziel hat seinen Preis: ich muss entscheiden …
3. Zeit
Weiser Umgang mit der Zeit muss gelernt werden. Wie viel Zeit gibt Gott mir, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Manches Ziel ist kurzfristig, manches mittelfristig, manches langfristig. Ein langfristiges Ziel für jeden Christen ist Vollkommenheit im Herrn zu erlangen. Kurzfristig muss auch die Zeit für Gott im täglichen Gebet immer wieder eingeplant werden.
4. „Wenn Gott will und wir leben …“
In allem, was wir tun und was wir uns vornehmen, sollen wir demütig nach Gottes Willen fragen und nicht den Fehler begehen, auf unsere eigene Kraft und Ausdauer und unsere eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
5. Glaube
6. Bete und arbeite!
Dieser alte Leitspruch der Benediktiner ist richtig: Am Anfang jeden Tuns, das für Gottes Reich Frucht bringen soll, muss Gebet stehen. Doch dann muss das Gebet seine Fortsetzung in tatkräftiger Arbeit finden.
Auch in weiterem Sinn gilt: So unersetzlich die Grundlagen der Wiedergeburt, der Taufe in Wasser und Geist, des Gebetes und des geistlichen Kampfes sind, so unersetzlich sind auch Fleiß, Disziplin und Ausdauer. Auch in Gottes Reich geht nichts von selbst vorwärts, sondern Gott benutzt Menschen, die sich Ihm ganz zur Verfügung stellen, um Sein Reich aufzurichten.
7. Klare Ziele bringen klare Ergebnisse
Man soll seine Ziele knapp und präzise formulieren und aufschreiben, dafür beten und daraufhin planen und arbeiten. In fünf Bereichen vor allem sind klare Ziele und Ergebnisse wichtig:
a) Im persönlichen Leben
- Anbetung und Fürbitte: Gott sucht Anbeter und Fürbitter nach der Bibel. So will ich gerade das lernen und darin Fortschritte machen.
- Verantwortung, Vaterschaft, Mutterschaft: Gerade da im Namen Gottes handeln und in Seinem Sinn leben!
- Gesundheit: Den Körper fit und gesund halten, bewusst gesund ernähren, Bewegung und Ausgleich schaffen, auch die nötige Ruhe suchen! Sich auch einen Tag frei von Fernsehen und Telefon gönnen!
b) Ehe und Familie
Auch eine Familie braucht gute und klare Ziele, um nicht auf das niedrige Niveau der öffentlichen Meinung abzusacken. Darum als Familienziel: Gott und Sein Wort kennen lernen, sich von Gott in den Beziehungen untereinander und als Familie nach außen leiten lassen! Gott will Familien, in denen Fröhlichkeit, Güte, Liebe zueinander ausstrahlen, und die auch ein Herz für die Armen haben. Daher auch in der Kindererziehung nicht den Fernseher mit dem Zeitgeist herrschen lassen, sondern nach klaren Zielen vorgehen: Ein großes Herz, das von Dankbarkeit, Mut, Liebe zu Gott und zueinander und von Rücksichtnahme geprägt ist; dazu braucht es jahrelange geduldige Anregungen!
c) Kirche und Gemeinde
Soweit ich in diesem Bereich Verantwortung habe und mich engagiere, muss ich mir auch klare Ziele nach Gottes Willen stecken: Wozu dienen diese Versammlungen, Treffen, Gremien, Vereine, die sonstigen Aktivitäten? Was will Gott da von mir? Kommen wir dem von Gott geplanten Ziel näher? Sollte ich lieber vor etwas warnen – mich daraus zurückziehen – oder jene Tätigkeiten noch intensiver in Angriff nehmen und in jenen Punkten verbessern?
d) Beruf
Fragen, welche beruflichen Ziele Er für uns hat! Auch da eine christliche Vision haben und als voller Christ im Beruf wirken und ausstrahlen!
e) Besitz und Finanzen
Gebe ich mein Geld ziellos aus, oder habe ich damit einen Plan, der Gott gefällt? Wie soll ich den Besitz, das Geld verwalten, das Gott mir zur Verfügung gestellt hat? Sicher soll ich mich so beschränken, dass ich schuldenfrei leben und noch anderen helfen kann. Großer Segen liegt darauf, den Zehnten für Gott und Sein Werk zu geben. (10% des Nettoeinkommens für Kirche, Mission, religiöse Bewegungen, für kirchliche Hilfswerke, für die Armen). Manche werden vom Geist noch weitergeführt in Erneuerungsgemeinschaften.
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Die Gütergemeinschaft der Urgemeinde
32 Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. 33 Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. 34 Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös 35 und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte. 36 Auch Josef, ein Levit aus Zypern, der von den Aposteln Barnabas, das heißt übersetzt Sohn des Trostes, genannt wurde, 37 verkaufte einen Acker, der ihm gehörte, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
Gottes Vision erkennen und befolgen
Ohne Prophetie verwildert ein Volk.