Wenn Menschen erfüllt werden mit dem Heiligen Geist, bekommen sie einen neuen Blick dafür, wie gut Gott ist, wie freundlich und wie liebevoll. Es dauert allerdings oft nicht allzu lange, da wird diese neue Freude an der Liebe Gottes wieder langsam gedämpft, und Zweifel an der Liebe und Güte Gottes wollen sich breit machen. Oder man glaubt zwar weiter an Gottes Erhabenheit und gütige Natur, aber zweifelt daran, ob Er wirklich in dieser Gemeinde, in diesem Gebetskreis, durch diese Führung, in dieser Situation wirkt oder wirken kann. Oder man ist über sich selbst frustriert und enttäuscht.
Im geistlichen Leben aber gilt der Grundsatz: was nicht wächst und reift, das verkümmert.
Im Hebräerbrief heißt es:
„Denn obwohl ihr der Zeit nach schon Lehrer sein müsstet, braucht ihr von neuem einen, der euch die Anfangsgründe der Lehre von der Offenbarung Gottes beibringt; Milch habt ihr nötig, nicht feste Speise.“
(Hebr. 5,12)
„Darum wollen wir beiseite lassen, was man zuerst von Christus verkünden muss, und dem Vollkommeneren zuwenden; wir wollen nicht noch einmal den Grund legen mit der Belehrung über die Abkehr von toten Werken, über den Glauben an Gott, über die Taufen, die Handauflegung, die Auferstehung der Toten und das ewige Gericht; das wollen wir dann tun, wenn Gott es will. Denn es ist unmöglich, Menschen, die einmal erleuchtet worden sind, die von der himmlischen Gabe genossen und Anteil am Heiligen Geist empfangen haben, die das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt kennen gelernt haben, dann aber abgefallen sind, erneut zur Umkehr zu bringen; denn sie schlagen jetzt den Sohn Gottes noch einmal ans Kreuz und machen ihn zum Gespött.“
(Hebr 6,1-6)
„Bei euch aber, liebe Brüder, sind wir trotz des Gesagten vom Besseren überzeugt und davon,
dass ihr am Heil teilhabt. Denn Gott ist nicht so ungerecht, euer Tun zu vergessen und die Lieben, die Ihr seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient. Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt, damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind.“
(Hebr 6,9-12)
Was nach dieser Einleitung im Hebräerbrief dann an wichtiger Belehrung folgt, ist ein Hinweisen auf den Glauben Abrahams und andere Vorbilder des Gottvertrauens und des geduldigen Ausharrens.
Zum Wachstum im geistlichen Leben gehört also wesentlich das Durchhaltevermögen im Glauben und Gottvertrauen, in Geduld, auch durch Durststrecken und Wüste. Unsere Gefühle, unsere Stimmung und Laune soll nicht maßgebend werden, sondern die treue geduldige Liebe zu Gott und zum Mitmenschen, die gütige Herzlichkeit im Umgang miteinander und die gegenseitige Hilfsbereitschaft – kurz das Merkmal der Christen:
„Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,35)
Damit dies gelingt muss bei zwischenmenschlichen Problemen und Schwierigkeiten das gegenseitige Verzeihen an erster Stelle stehen – sonst gibt es kein geistliches Wachstum. Auch müssen, damit „dem Gebet nichts im Wege steht“ (1 Pet 3,7) die Beziehungen der Menschen zueinander rücksichtsvoll und ehrfurchtsvoll sein.
„Endlich aber: seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Statt dessen segnet: denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen.“ (1 Pet 3,8-9)
Zu den Beziehungen zueinander gehört auch die Treue in der persönlichen Beziehung zu Gott und zueinander. Wenn z. B. Ein Gebetskreis mit der Einübung der Geistesgaben wirksam werden soll zum „Aufbau des Leibes Christi“ (1 Kor 12,1-31), gehört die treue, regelmäßige Teilnahme dazu:
„Laßt uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander, und das um so mehr, als ihr seht, dass der Tag naht.“ (Hebr 10,25)
Liebe drängt ja zum Rendezvous, man nimmt sich Zeit füreinander und miteinander: Dies gilt für die Gemeinschaft, die Zelle am Leib Christi miteinander, dies gilt auch für das persönliche Rendezvous mit Gott im Gebet.
Über Schritte zum Wachstum in verschiedenen Stufen des persönlichen Gebets können wir viel von den Mystikern lernen – wir stellen dazu auch Lehrbriefe zur Verfügung – aber wichtig ist, dass jeder täglich treu seine persönliche Gebetszeit einhält. Die „stille Zeit“ für das persönliche Gebet und Horchen auf Gott – evtl. mit der Bibel – kann schon von großem Segen sein, wenn sie täglich wenigstens für 10 Minuten treu eingehalten wird – für den, der die Zeit findet wird auch 1/2 Std., für viele auch 1 Stunde möglich werden: man wird sich die Stunde freihalten dafür, wenn man einmal auf den „Geschmack“ gekommen ist. Bei manchen ist diese Gebetszeit daheim in einer Gebetsecke, bei anderen in einer Kirche oder Kapelle vor dem Allerheiligsten in der Anbetung – eine besondere Gnade … Darüber hinaus erfahren viele auch den Segen, auch werktags öfter, vielleicht täglich, die hl. Messe mit zu feiern und den Heiland in der hl. Kommunion zu empfangen. Liebe drängt ja nach Beisammensein, nach Vereinigung. Die innigste Vereinigung auf Erden ist ja die hl. Kommunion, wenn der Herr mit liebendem Herzen im Glauben ersehnt wird.
Eine weitere wichtige Hilfe zum Wachstum im geistlichen Leben ist die Bibel, das Wort Gottes. Es lässt sich gut mit der „Stillen Zeit“ im Gebet verbinden. Zum Verständnis der Bibel ist sicher auch die Kenntnis der Zusammenhänge, der wissenschaftlichen Forschung und Exegese nützlich. Aber viel wichtiger ist, dass man im Glauben weiß: „Gott spricht auch heute zu mir durch Sein Wort beim Lesen der Bibel. „Im horchenden Gebet lese ich Gottes Wort, lerne die Worte Jesu in den Evangelien, die Briefe Seiner Apostel, ja das ganze Neue Testament zuerst kennen, dann aber im Licht des NT auch die Propheten und Psalmen des Alten Testaments und am Ende alle Bücher der Bibel. Was für mich besonders wichtig ist, das kann ich unterstreichen, mir auch mal ein Zeichen (!) daneben machen – allmählich werde ich mit Gottes Denkweise und mit Seinen Weisungen und Ratschlägen vertraut und kann danach mein Leben orientieren: für mich und andere wird das so zum Segen!
Ein geistlicher Begleiter mit dem man sich regelmäßig (manche Gemeinschaften geben als Regel alle 3 Wochen) trifft und ausspricht, mit dem man im Gebet gemeinsam auf Gottes Führung horcht und der auch mitdenkt und mitprüft, kann eine ganz große Hilfe sein für das Wachstum im geistlichen Leben. Viele Männer und Frauen, Priester und Laien, können so sich geistlich begleiten lassen und dann auch selbst für andere zum Begleiter werden. Mann kann da viele Fragen der Gebetsdisziplin, des Engagements in der Gruppe bzw. Gemeinschaft und Gemeinde, des Dienstes und des Lebensstils besprechen, darüber beten und planen.
Neben der Teilnahme am größeren Gebetskreis (wenn ein Gebetskreis zu groß wird, etwa ab 25), wäre auch an die Unterteilung in Weggruppen zu denken, in denen man manches auch persönlicher miteinander eher aussprechen und durchbeten kann und eher auch zu geistlichem Erfahrungsaustausch kommt (Weggruppen die wöchentlich, 14-tägig oder monatlich sich zusätzlich als kleinere Untergruppen des Gebetskreises treffen).
Manche größere Gemeinschaften und Gemeinden sind darum bewusst in Hauskreise (teils auch Wohngemeinschaften) und Zellen unter geteilt, manche in Basiskommunitäten. Da gibt es auch mal eine Mahlzeit, einen Ausflug zusammen, da kommt man sich auch menschlich näher und kann einander besser helfen in allen Lebenslagen.
Zum Wachstum im geistlichen Leben gehört auch, dass man im Gehorsam gegenüber Gott die Standespflichten in Familie und Beruf, in Kirche und öffentlichem Leben treu erfüllt, und im Horchen auf Gott und aufeinander sich führen lässt, den Dienst, den Gott erwartet treu erfüllt. Einer der wichtigsten Dienste in der Welt von heute ist Evangelisation. Dazu kann schon ein Wort des Trostes, eine Ermunterung zum Gottvertrauen, ein persönliches Glaubenszeugnis unter Verwandten und Bekannten zählen, ein Gebet für sie oder mit ihnen, durch die Hinführung zu einem Einführungsseminar oder einem Gebetskreis. Es kann aber auch ein gezielter Dienst allein oder mit anderen daraus entstehen oder geplant werden, je nach Notwendigkeit und Fähigkeit mögen auch Dienste in der Pfarrei (ob Firmhelfer, Kirchen putzen, Liturgiegestaltung oder sonst etwas) mit eingeplant werden. Wichtig ist, dass alles ausbalanziert ist, dass im Plan des Einzelnen auch Sport und Erholung nicht zu kurz kommt. Für manche mag auch eine Aufgabe in Politik oder im sozialen Bereich aus christlichem Gewissen der Wille Gottes sein. So soll alles ausgewogen sein. So schauen wir auf Jesus, der unser Haupt ist, wir sind Seine Glieder.
„ Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen. Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt. Wir wollen uns von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt. Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut. (Eph 4,11-16)
Welche praktischen Folgerungen wir daraus ziehen, sehen wir, wenn wir den Epheser Brief dann weiter lesen und so an uns das „Wachstum im geistlichen Leben“ als Folge feststellen können. Vom Heiligen Geist uns leiten lassen, und die Folge sind die Früchte des Geistes. (Gal 5,22)
Bibelstellen zum Thema „Wachstum im Geistlichen Leben“ zum privaten Durchbeten bzw. für Gebets- und Bibelgruppen:
Phil 4,1-9; Kol 3,1-25 2 Thess 5,12-24; Röm 6-8; Jakobusbrief (ganz); 1. Petrusbrief; Offenbarung Kap 2 u. 3