Als ich in meiner Gebetszeit vor dem Allerheiligsten kniete, fielen mir die kleinen Teelichter auf dem Hochaltar auf: Sie waren fast abgebrannt. Die ersten acht Stunden von 24/2 waren bereits vorüber. Ich dachte, die Zeit läuft unaufhaltsam dahin. Tage und Jahre vergehen. Unsere Lebenszeit verrinnt. Mir fielen auch die hohen Kerzen auf den Leuchtern auf: Ihre Flammen waren regungslos und schienen still zu stehen. Und vor mir in der Mitte des Altars: Jesus in der Monstranz. Bei Ihm steht die Zeit still. Bei Ihm in der Ewigkeit gibt es keine Zeit. Ich durfte wieder bei Ihm sein und mit den Augen die Ewigkeit berühren. Gerade auch die besondere Stille in dieser Nacht verstärkte in mir diesen Eindruck, dass hier die Zeit still steht.
Es war das erste Mal, dass wir nach Monaten der Ausgangssperre wieder die Nacht durchbeten konnten. Was wird die Zeit bringen? Wo werden wir im nächsten Jahr stehen? Ich saugte die Stille in mich auf und lies sie geschehen. Ein heiliger Moment. Ich spürte wie sie mich verändert. Wie immer mehr Ruhe in mich einkehrte. Eine tiefe Dankbarkeit stellte sich ein, hier sein zu dürfen. Langsam verlöschten immer mehr der kleinen Teelichtkerzen. Bald hatte auch die letzte ihr Licht verloren. Es war mir, als wenn auch unsere Zeit abzulaufen scheint. Durch die Fenster drang jedoch langsam das Licht eines neuen Morgens…
Nutzen wir die Zeit, die uns noch geschenkt wird.
www.242gebet.de
Michael Hochmuth