Aufgewachsen bin ich zusammen mit meinem jüngeren Bruder Richard in einer „Mischehe“, die Mutter katholisch, mein Vater Lutheraner. Jesus Christus übte bereits von Kindheit an eine Faszination auf mich aus. Einige Jahre versah ich einen kleinen liturgischen Dienst als Ministrant und Lektor in meiner Heimatpfarrei. Schon früh habe ich mit dem Gedanken gespielt einmal Pfarrer zu werden. Als ich etwa 12 Jahre alt war, fragte mich mein damaliger Heimatpfarrer wie aus heiterem Himmel, ob ich einmal ins Priesterseminar gehen möchte.
Doch als Jugendlicher entfremdete ich mich zunehmend von der Kirche und geriet im Laufe der Jahre immer mehr in eine Sackgasse. Zahllose Disco- und Kinobesuche, mein Leben als „Vereinsbayer“, als Kegler und Fußballer, Fernsehabende und Events ließen mich unerfüllt zurück. Ich steckte voller Selbstzweifel und Selbstvorwürfe. Eine tiefe Unzufriedenheit mit meiner privaten und beruflichen Situation bereitete mir unendliches Kopfzerbrechen.
Als junger Erwachsener in seinen besten Jahren, der normalerweise voller Energie und Tatendrang stecken müsste, fiel ich in eine tiefe Lethargie. Abgeschlagen, demotiviert, antriebslos, den Lebensmut verloren – so schleppte ich mich durch den Alltag, der mir zur Qual wurde. Um herauszufinden was nur mit mir los sei, begann ich zu verschiedenen Therapeuten zu gehen. Darüber hinaus führte mich meine Suche zu „Selbstentfaltungsseminaren“ und damit in die Esoterik, durch die ich immer mehr, anfangs noch unbemerkt, in diabolische Verwicklungen geriet. Ich fühlte mich ausgesaugt und mein Leben erschien mir als ob ich es bereits hinter mir hätte: War es das schon?
Ein ganz markantes Ereignis, der wohl entscheidende Wendepunkt in meinem Leben, war meine Begegnung am Jahresende 2005 mit Pfarrer Gustav Krämer und der Charismatischen Erneuerung. Im Rahmen von Einkehrtagen erteilte mir Pfarrer Krämer den eucharistischen Einzelsegen und sprach: „Herr ich danke Dir, dass Du mir diesen jungen Bruder gesandt hast. Stelle ihn ab heute unter Deinen besonderen Schutz, mache ihn zu Deinem Jünger!“ Diese Worte trage ich noch heute in meinem Herzen. Bei einem anschließenden Gebet in meiner Kleingruppe fühlte ich mich von einer Kraft und einer Liebe berührt, die in mir richtige Freudentränen hochsteigen ließen. In der darauffolgenden Nacht verspürte ich den starken Drang, mich intensiv mit den Briefen des Apostels Paulus auseinanderzusetzen. Währenddessen ich las, fand ein starker Kampf in mir statt. In dieser Nacht befreite mich der Heilige Geist von dämonischen Belastungen, durch die ich mich schon lange Zeit bedrängt fühlte. Jesus Christus ließ das Licht der Wahrheit in mir aufleuchten. Durch Seine unerschöpfliche Liebe und Freundschaft trat Er in mein Leben; so fand ich auf wunderbare Weise wieder in den Schoß von Mutter Kirche zurück. Mitten in meinem Beruf als Einzelhandelskaufmann stehend verspürte ich nach und nach einen inneren Ruf.
Wenn ich die letzten Jahre meines Lebens Revue passieren lasse, so ist es ganz auffällig, dass sich Begegnungen mit überzeugenden Priestern und Weltchristen, geistlichen Gemeinschaften und Ordensleuten häuften. Mein Weg war gesäumt von Exerzitien, Vertiefungskursen der Charismatischen Erneuerung, herzlichen Begegnungen mit tiefgläubigen Christen, darunter auch Christen aus der Evangelischen Kirche und Angehörige freikirchlicher Gemeinden. Es war ein Weg, der mich immer tiefer in meine wahre Berufung führte, nämlich ein Priester Jesu Christi zu werden.
Meine Erfolgsgeschichte mit Jesus Christus und seiner Kirche schenkte mir schließlich etwas Großes: mein Vater kovertierte mit 66 Jahren zum katholischen Glauben und empfing vom damaligen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller das Sakrament der Firmung. Ein Jahr darauf brachte ich mein Studium der Theologie und Philosophie zu einem erfolgreichen Abschluss, sodass ich am 7. Dezember 2013 in der Stadtpfarrkirche Nabburg von Bischof Rudolf Voderholzer die Diakonenweihe empfangen durfte. Das bisher sowohl schönste und größte Ereignis in meinem bisherigen Leben war, ebenfalls von Bischof Rudolf vorgenommen, am 28. Juni 2014 der Empfang der Priesterweihe im Regensburger Dom St. Peter – das große Ziel nach vielen Umwegen!
Ich bin tief davon überzeugt, dass die Kirche trotz der vielen Anfechtungen und Schwierigkeiten weiter ihren Weg geht, und der Heilige Geist als fortwährende Kraft noch heute wunderbar in ihr wirkt. Mit einem Leben in Fülle, das mir die mannigfaltigen Schätze aus der Tradition der katholischen Kirche ermöglichen, kann ich durchaus sagen, dass JESUS CHRISTUS mein Leben immer wieder auf unergründliche Weise wunderbar geführt hat und weiterführen wird.
Markus Hochheimer